Baustelle 1863 und Baustelle 2020 – die älteste Aufnahme der Blume.
Das heutige Hotel Blume wurde erstmals 1421 erwähnt. Seit mehr als 600 Jahren empfängt die Blume Kur- und Badegäste. Die erste detaillierte Beschreibung des Hauses und des Badebetriebes verdanken wir dem Basler Humanisten Heinrich Pantaleon. In seinem Badener Text von 1578 bezeichnet er die Blume als «eine angenehme Herberge».
Mehr Informationen
Die erste überlieferte Nennung der Blume stammt aus einem Dokument vom 18. Juli 1421. Der damalige Badewirt, Bernhart Dörflinger, wollte seine zwei bestehenden Bäder vergrössern und vertiefen. Das Vorhaben führte zum ersten überlieferten Streit um das Thermalwasser der Quelle des Grossen Heissen Steins. Weitere erwähnte Besitzer über die Jahrhunderte sind die Kaufmannsfamilie Feierabend, die Familie Brunner und die Diebolds. Im Jahre 1800 gelangte das Haus an Anton Niklaus Borsinger. Die Familie Borsinger prägte die weitere Geschichte des Hauses über vier Generationen. Sie beauftragten den Badener Architekten Robert Moser, einen Teilneubau zu erstellen und den Innenhof zu überdachen. In den Jahren 1872/1873 entstanden so das elegante Atrium und der Speisesaal. Seither hat sich das Gebäude nicht mehr grundlegend verändert.
Die Brüder Silvio und Patrik Erne sind in der Blume aufgewachsen und führen seit 2002 das Hotel Blume in zweiter Generation. Ihre Eltern, Heidi und Johann Rudolf Erne übernahmen das Haus 1972/1973. Die Blume war zu dieser Zeit ein reines Bad- und Kurhotel, wie es damals ein Dutzend weitere gab in Baden. Alle vier Familienmitglieder haben eine Hotelierausbildung an einer Hotelfachschule abgeschlossen: Johann in Lausanne, Patrik in Luzern und Heidi sowie Silvio in Zürich.
Das Haus steht seit 1967 unter Denkmalschutz. Es wurde und wird weiterhin laufend sanft renoviert. Dafür erhielt die Familie Erne 2003 den Heimatschutzpreis des Kantons Aargaus.
«Von dem Blumen – Das XXV. Kapitel»
Dises ist auch eine lustige Herberig. So auff dem Platz gegen dem freyen Bad für aber gelegen in welchem mancherley Personen allerley Stadts zusammen kommen. Es hat drey Beder welche gar lustig von der ersten Brunnquell kommen und dermassen bereitet das die Dempf wol möegend durch die Tagloecher hinauss tringen. Das erst bey 20 Schuh lang und 10 breit also das bey 40 personen Weib und Mann darinn kömmlich baden mögen. Das ander und dritt sind zusammen auch in der grösse und werden mit Gattern von dem grossen unterscheiden also das ein jeden 10 Schuh lang und zehen breit ist. Dise zwey werden auch sonderbaren Personen verliehen welche offt mit ihrem Hausgesind und guten Freunden dahin zusammen kommen. Sie haben mit den anderen im grossen Bad vil Kurzweil, singen und ersprachen sich miteinander, das inen die zeit oefter kuerzer werde.“
Übertragung in modernes Deutsch:
«Über die Blume – das 25. Kapitel»
Dies ist auch eine angenehme Herberge. Sie liegt am Kurplatz gegenüber dem Freibad und es treffen sich dort viele Personen verschiedenster Herkunft. Die Blume hat drei Bäder, welche vom Grossen Heissen Stein gespiesen werden. Die Bäder sind derart eingerichtet, dass die Dämpfe gut abziehen können. Das erste Bad ist 20 Schuhe lang und 10 Schuhe breit. 40 Personen, Männer und Frauen gemeinsam, finden gemütlich Platz darin. (also ca. 6 auf 3 Meter, 18 m2 (?)) Das zweite und dritte Bad sind halb so gross wie das erste und werden von diesem mit Gattern abgetrennt. Diese beiden Bäder werden auch an Auswärtige vermietet, welche oft mit Hausangestellten und Freunden dort gemeinsam Baden. Sie singen und sprechen auch mit den Personen des anderen Bads, so dass die ihnen die Zeit im Bad schneller vergehe.
So oder ähnlich wie im Text von Pantaleon dürfte sich das Badeleben in der «Blume» vor rund 450 Jahren zugespielt haben. Ganze Familien badeten gemeinsam. Sie sangen, assen und unterhielten sich im Wasser. Die ersten Badebecken lagen vermutlich im nordwestlichen Teil des Gebäudes, wo sich heute die Heizung und weitere Räume unter historischem Gewölbe befinden. Damit lagen die Bassins so nahe wie nur möglich an der Quelle des Grossen Heissen Steins. Im 18. Jahrhundert erhielt die Blume mehr Thermalwasser zugeteilt. Neue Bäder wurden angelegt und die grösseren Becken in kleinere unterteilt. Ende des 19. Jahrhunderts verfügte die Blume über 40 Bäder und empfing damit ein bürgerliches Publikum zur Badekur. Heute gibt es den klassischen Badekurgast praktisch nicht mehr. Ihren Platz in der Blume haben Business- und Wellnessgäste eingenommen.
Früher hatten die Bäder in der Blume je einen individuellen Namen. Ein Text von Salomon Hottingers aus dem 18. Jahrhundert zählt sie auf:
«Just vor dem Staad-Hoff befindet sich das Wirthshauß zu der Blumen. Dieses Hauß zur Blumen hat vier Haupt-Bäder und Gemächer, ist wegen seines köstlichen Wassers deß Nahmens Blumen gantz würdig. Der Nahmen der fürnehmeren, für gantze Haußhaltungen verordneten, wie auch aller anderen und geringeren Gemacheren sind folgende: Die Stuben, die Ober Stuben, der Saal, die Rosen, der Löw, das Äfflein, und das Öchßlein, samt anderen Gemächlein, welche für die in dem Kessel, oder gemeinen Blumen-Bad begriffenen Badegästen gewidmet seynd“
Zu Heinrich Pantaleon: Historisches Lexikon der Schweiz
Pantaleon, Heinrich: Wahrhafftige und fleissige Beschreibung der uralten Statt und Graveschaft Baden sampt ihrer heilsamen warmen Wildbedern so in der hochloblichen Eydgenossenschaft inn dem Ergöw gelegen, Basel, 1578. (Google Books)
Hottinger, Samuel: Thermae Argovia Badenses, 1702. (Google Books)
Müller, Florian: In der «Blume» in Baden trifft Florenz auf Paris, in: Badener Neujahrsblätter 2021, Baden, 2021.
Schaer, Andrea et al.: Stadtgeschichte Baden, Baden, 2015.
Weitere Bilder