Der Speisesaal (der heutige «Belle-Epoque-Saal») sieht wieder so aus wie ursprünglich.

In der Blume Baden trifft Florenz auf Paris​

In den Jahren 1872/3 wurde die Blume zu dem, was sie heute noch ist: Eine Mischung aus Florenz des 16. Jahrhunderts und Paris des 19. Jahrhunderts. Der Architekt Robert Moser liess den südöstlichen Gebäudeteil neu bauen und den Innenhof überdachen – das heutige Atrium. Mit der Renovation entstanden auch grosszügigere Räume wie der Speisesaal oder der Damensalon.

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1872 mussten die nordwestlichen Gebäude der Blume einem Teilneubau weichen, dessen prägende Elemente der grosse Speisesaal und das Atrium sind. Die alten Ökonomiegebäude hinter der Blume wurden auch abgerissen und dafür die Scheune im Hasel (heutige Römerstrasse) errichtet. Bei den Bauarbeiten dazu kamen bedeutende archäologische Funde zu Tag, die Franz Xaver Borsinger darauf im Damensalon in einem Antiquitätenkabinett ausstellte. Das damals erstellte und noch heute gleich gestaltete Atrium wird zum Markenzeichen der Blume. 1967 wird das Hotel unter Denkmalschutz gestellt. Man darf sich durchaus fragen, wie das Gebäude heute aussehen würde, hätte Moser nicht diesen Neubau realisiert? Gäbe es das Hotel Blume überhaupt noch?

Architekt Moser hätte gerne bereits einige Jahre früher ein umfassenderes Komplettneubauprojekt realisiert, aber die Familie Borsinger hatte aufgrund einer Bürgschaft finanzielle Probleme zu lösen. So wurde kleiner und in Etappen gebaut, bei laufendem Hotelbetrieb, wie Mathilde Borsinger-Müller in ihrem Sylvesterbuch beschreibt:

«Wir waren natürlich im Wirtschaftsbetrieb sehr geniert, doch Gott sei gedankt ohne erheblichen Unglücksfall erhob sich im Herbste die Neubaute, schneller wie wir und unser Geldbeutel solches vorausgesehen. Der kommende Winter war für uns in mancher Beziehung ein recht herber. Vom Oktober bis Mai hatten wir kein Glasdach, sodass der Schnee oft vor der Zimmertüre lag.»

Bei Instandsetzungsarbeiten wurden 1998 im Deckenspiegel des Speisesaals überfasste Dekorationsmalereien gefunden. Zentriert im Deckenspiegel fand sich ein Ölbild auf Leinwand, das eine Trinkallegorie zeigt. Nach Abgleich mit historischen Fotografien konnte der Deckenspiegel mit den rahmenden Blatt- und Rankenornamenten in Leimfarbe rekonstruiert werden. Ebenfalls zur Ausmalung des Deckenspiegels gehören zwei polychrom gestaltete Rosettenmalereien. Diese markieren den Ort, an welchem die aufwändig gestalteten Leuchter aufgehängt sind. Die Rosetten und die Randbemalung waren ursprünglich in einer Ölemulsion ausgeführt und zeigten sich dadurch in einem leuchtenden, transluszenten Farbton. Die Rekonstruktion mittels Leimfarbe wirkt etwas weniger leuchtend. Auch die Wände waren einst mit Dekorationsmalerei gestaltet. Diese sind momentan noch verborgen.

«Südseitig, am sanft ansteigenden Hang, der Anbau Robert Mosers, ein dreiseitig freistehendes, dreigeschossiges Gebäude über trapezförmigem Grundriss, mit Walmdach. Im hohen, mit künstlichem Fugenschnitt gezierten Erdgeschoss liegen gleichförmig gereihte Rundbogenlichter, die von einer Quader- und Keilsteinzeichnung begleitet und über den Zwickeln mit eingetieften Rundmedaillons bereichert sind. (…) Im Blumen-Neubau wirkt etwas von der blockhaften Körperlichkeit italienischer Renaissance-Paläste nach. Frei von Einflüssen der Romantik und wenig berührt vom Biedermeier hat Moser mit diesem Hotel einen eigenständigen Bau in das variierte architektonische Ensemble des Bäderquartiers zu stellen gewusst.»

«Es ist als Glücksfall zu bewerten, dass der platzseitige Nordtrakt des Gasthofs den baulichen Boom des Biedermeier überdauert hat und damit neben den benachbarten jüngeren Hotels ein Stück Bäderarchitektur vorindustrieller Zeit zu repräsentieren vermag. Umgekehrt liegt ein besonderer bauhistorischer Wert aber auch darin, dass die südwärts orientierten Gebäudeteile des Gasthofs im 19. Jahrhundert abgebrochen und ersetzt wurden. (…) erinnert an die Formensprache italienischer Stadtpaläste des 15./16. Jahrhunderts (…) die gusseisernen Geländerstützen vor den Lichthofgalerien nehmen französisch Régence-Formen auf, wie sie im Paris des 19. Jahrhunderts durch die Guss- und Schmiedefirma Barbezat serienmässige Verbreitung fanden.»

«Im Erdgeschoss des Neubaus weiss getünchter vornehmer Speisesaal, wahrscheinlich nach Plänen R. Mosers. Seine kannelierten Wandpilaster mit den korinthisierenden Kapitellen stützen ein Gebälk, über welches sich ein Hohlkehlenspiegel spannt. In dessen Mitte ein kleines Fresko mit der allegorischen Darstellung des heilbringenden Wassers.»

Denkmalpflege Aargau: Beschreibung Restauration Speisesaal pdf

Hoegger, Peter: Die Kunstdenkmäler der Schweiz: Der Bezirk Baden I: Baden Ennetbaden und die oberen Reusstalgemeinden, Basel, 1976, S. 318-321.

Borsinger-Müller, Mathilde: Sylvesterbuch. Familienchronik der Borsinger zur Blume in Baden, Basel, 1997.

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Die Infopoints
10 / 11 / 12
befinden sich auf der zweiten und dritten Etage des Atriums.